Energielos

Montagmorgen 08:30 Uhr, ich drehe mich lieber noch einmal um, anstatt aufzustehen, obwohl ich eigentlich ein früher Vogel vom feinsten bin. Ich lasse den Sport ausfallen und laufe irgendwie auch nur auf 70%.
Es ist 23:55 Uhr. Eigentlich müsste ich schlafen, um morgen wieder früh aufstehen zu können. Eigentlich. Eigentlich will ich morgen gleich um 8 Uhr beim Sport sein. Eigentlich. Aber es macht auch nichts, wenn ich erst um zehn Uhr oder später da bin, oder? Mein letzter Arbeitstag liegt hinter mir. Ich bin frei. Ich habe 4 Jahre auf diesen Tag hingefiebert, aber war ich am Ende so glücklich, wie ich dachte? Nein. Ich war sogar etwas traurig. Und jetzt, wo ich weiß, dass alles zu Ende ist, wo mir klar wird, was ich mir dieses Jahr bis schon alles ermöglicht und aufgebaut habe, bin ich kaputt. Energielos. Fühle mich, als hätte ich drei Marathon hintereinander gelaufen.
07.05.1703

 Anfang des Jahres war ich viel zu Hause. Ich habe mir in der Woche meinen Wecker zu um sieben Uhr gestellt. Bin fünf mal die Woche zum Sport gegangen. Habe mein Buch geschrieben. Habe mich mit einem irren ehrgeiz in all meine Projekte gehängt. Habe einfach 100% in allem gegeben. Ich habe jede Woche gut 60 Stunden an meinen Zielen und Träumen gearbeitet. Ich saß Tagelang vor HTML und anderem kram, von dem ich nicht einmal wusste, dass es ihn gibt. Habe zum ersten Mal geschäftliche E-Mails bearbeitet, habe Texte geschrieben, sie wieder gelöscht, acht Stunden am Stück ohne Pause vor meinem Buch gesessen und das oft bis spät in die Nacht. Meinen Laptop ausgemacht, weil ich solche Kopfschmerzen hatte, um dann doch mit der Hand weiterzuschreiben. Hatte eine Art Entzündung in meiner Hand und konnte drei Tage gar nicht mehr schreiben. Habe Tage, wenn nicht sogar Wochenlang sämtliche Freunde mit meiner Bewerbung für die Schule genervt und um Rat gebeten. Ich habe geweint vor Trauer, Wut und Freude, hatte keine Lust mehr, wusste zwischendurch nicht mehr weiter und doch bin ich aufgegangen. Ich war und bin nie so glücklich gewesen die in den vergangenen Monaten dieses Jahres. Ich habe mehr gearbeitet und mehr für meine Zukunft getan, als jemals in meinem Leben zuvor.

06.07.1706
Und nun habe ich das Gefühl, dass ich seit gut einem Monat nur noch auf 70% laufe. Ich bin kaputt. Ich habe ein Buch geschrieben, was jetzt noch auf den letzten Schliff wartet, bis ich es zum Verlag schicken werde. Ich habe meinen Blog zu 200% geführt. Ich habe mir in diesem Jahr unglaublich viel aufgebaut, was ich mir nie zu Träumen gewagt habe. Ich habe mein komplettes Leben einmal umgekrempelt, es in die Hand genommen und dort wieder hingesetzt, wo ich es gerne hätte. Ich habe das Gefühl, dass ich mich in diesem Jahr verändert habe und das zum Postitiven hin. Ich bin irgendwie erwachsener geworden. Habe die Verantwortung, die ich sonst immer abgedrückt habe selbst in die Hand genommen.
Und jetzt, jetzt ist Anfang Juli und ich sage, dass die besten sechs Monate, aber auch die anstrengendsten hinter mir liegen. Und ich bin glücklich darüber, so glücklich, dass ich schon wieder Tränen in den Augen habe, weil ich im Moment viel zu emotional bin. Und trotzdem merke ich, dass zur Zeit die Luft raus ist. Ja, ich war den ganzen Juni über am Reisen, aber trotzdem habe ich immer gearbeitet. Im Zug, am Strand, im Urlaub bei meinen Eltern von der Terasse aus. Überall da, wo es ging, weil es mich erfüllt hat und das tut es auch immer noch. Ich habe etwas gefunden, wofür ich brenne. Aber die letzten Wochen merke ich, wie die Luft raus ist. Wie ich einmal ein paar Tage brauche, zum durchatmen. Nächste Woche fliegen wir nach Mallorca, für sechs Tage. Und diese Tage brauche ich. Bis dahin heißt es aber noch einmal alles geben.
Und trotzdem weiß ich es, dass es okay ist, wenn ich in diesem Juli, meinem eigentlich freiem Monat anstatt um sieben auch mal erst um neun Uhr aufstehen darf. Dass mein Laptop auch einen Tag mal nur für Netflix angehen kann und nicht zum Arbeiten.

12 Kommentare

  1. So eine Regenerationszeit ist UNGLAUBLICH wichtig und diese nehme ich mir ab und an mal und mach dann gar nichts!
    Danach ist mein Engerielevel wieder voll :)
    Liebst, Colli
    vom beautyblog tobeyoutiful

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    1. Ich denke, dass meins nach meinem Urlaub auch wieder gefüllt ist. :-)

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  2. So ein schöner Beitrag. Ich schreibe auch und kann gut verstehen, wie viel Herzblut man in so ein Projekt steckt und wie zeitintensiv das Ganze ist.
    Aber es ist so wichtig sich Pausen zu gönnen, denn sonst platzt einem der Kopf! Mache die sechs Tage wirklich nichts, das hast du dir nach dieser ganzen Arbeit wirklich verdient! ♥︎

    LG Elisa

    pinkelley.blogspot.de

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    1. Vielen Dank! :-) Ich werde die sechs Tage sowas von nichts machen, haha.

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  3. Liebe Anna,
    ich bin erst vor kurzem auf deinen Blog gestoßen, bin aber jetzt schon unheimlich begeistert.
    Deine Texte sind wirklich klasse geschrieben:)

    Liebe Grüße
    Hanna
    von Memoires

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  4. Hallo ,
    Ich kenne das Gefühl so gut einfach keine Kraft mehr zu haben. Manchmal ist man einfach überfordert und muss sich mal eine kleine Pause gönnen :-)
    Ich wünsche dir noch schöne warme Tage
    xx jessi
    http://jessigri.de

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    1. Du hast so recht mit deinen Worten! & vielen Dank für dein Kommentar

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  5. Ich finde den Text richtig toll geschrieben! Ich hoffe du kannst dich in nächster Zeit etwas erholen und wieder Energie tanken. Das mit dem Buch hatte ich letztens schon kurz auf Instagram mitbekommen und finde es echt spannend, vielleicht kannst du ja demnächst nochmal etwas darüber erzählen:)

    Liebe Grüße
    Laura♥
    sparklingpassions.de

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    1. Vielen Dank! :-)
      Ich plane über mein Buch noch ein Post zu schreiben.

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  6. Erstmal Kompliment für deinen tollen Schreibstil! Kann deine Situation total gut nachempfinden, ich glaube es ist jetzt ganz wichtig für dich, dass du erstmal stolz auf all das bist, was du erreicht hast und dir auf jeden Fall die Zeit nimmst, die du brauchst um neu zu sortieren und Kraft zu tanken:)
    Ganz liebe Grüße
    https://soulstories-amandalea.blogspot.de/

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    1. Vielen lieben Dank für dein Kompliment!
      Ich versuche die Zeit im Urlaub über komplett die Finger vom Handy zu lassen, damit ich hoffentlich mit ganz viel Energie wiederkomme. :-)

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